Ausbildung Systemisch fundierte Psychotherapie (KJP und PP)



        

Ausbildung in Systemisch fundierter Psychotherapie (KJP u. PP)

Wir freuen uns, dass die Systemische Therapie sowohl als Approbationsverfahren für die Behandlung von Erwachsenen, als auch für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen die sozialrechtliche Anerkennung (Kassenabrechnung) gefunden hat! Das IVS bietet für beide Gebiete (Erwachsenenpsychotherapie und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie) die Ausbildung in Systemisch fundierter Psychotherapie an.

Die Besonderheiten der Systemischen Therapie – nämlich den Fokus auf interaktionelle Prozesse zu legen, auf die Dynamik in den Systemen und die Kooperation zwischen Systemen – bildet sich darin ab, dass nicht nur die theoretischen Grundlagen von Psychotherapie allgemein (200 Stunden) sondern auch die „Grundausbildung“ im Verfahren selbst für beide Berufsgruppen gemeinsam im Curriculum verankert ist. Nur die Differenzierung in Diagnostik, Störungsbildern, Setting u.a. Schwerpunkten erfolgt im Verlauf der Ausbildung berufsgruppenspezifisch.

Dies bietet die Möglichkeit einer (weitgehend) gemeinsamen Ausbildung in Systemisch fundierter Psychotherapie: Der Vorteil sowohl der am Ende approbierten PPler als auch der approbierten KJPler liegt darin, dass die Arbeit mit allen Altersstufen berücksichtigt und geübt wird und somit die Arbeit in Mehrpersonen- und Mehrgenerationensettings in beiden Gebieten – in der Erwachsenenbehandlung und in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen – konkret seinen Platz findet.

Erster gemeinsamer PP/KJP-Kurs ab 9. November 2024:

Hier geht es zu den Seminarplänen zur Ausbildung in Systemisch fundierter Psychotherapie (PP/KJP)

Hier geht es zu den Seminarplänen zur Ausbildung in Systemisch fundierter Psychotherapie (PP)

Hier geht es zur Selbsterfahrung in Systemisch fundierter Psychotherapie (PP/KJP)

Auf unserem YouTube-Kanal findet sich ein kurzer Informationsvortrag von Dipl.-Psych. Gerti Skoupy über die nun auch von den Krankenkassen anerkannte Ausbildung in Systemisch fundierter Psychotherapie 

In einem weiteren Video beantwortet Frau Skoupy die häufigsten Fragen zur Ausbildung in diesem neuen psychotherapeutischen Verfahren: FAQ – Ausbildung in Systemischer Therapie


Seit seiner Gründung gibt es am IVS eine schulen- und methodenintegrative Tradition. Die Idee einer „allgemeinen Psychotherapie“, einer Psychotherapie, die die Schulenabhängigkeit zugunsten einer individualisierten Psychotherapie überwunden hat, wie sie Klaus Grawe in den 90iger Jahren formuliert hat, spiegelt sich sowohl in den theoretischen Seminaren, wie auch in der Supervision und Selbsterfahrung der bisherigen verhaltenstherapeutisch orientierten Ausbildungen wider.

Als schulenübergreifende Aspekte sind hier beispielsweise die Bedeutung der therapeutischen Haltung sowie ein achtsamkeitsbasiertes Umgehen mit den Klienten und sich selbst zu nennen. Darüber hinaus werden spezifische Seminare, z.B. zur Traumatherapie, psychodynamischen Therapie, Schematherapie, Gesprächstherapie, Familientherapie angeboten, um den Teilnehmern den Zugang zu den hier angebotenen Konzepten und Vorgehensweisen zu ermöglichen.

Psychotherapeutische Schulen sind in Bewegung, viele Konzepte und Vorgehensweisen, die zuerst in anderen Schulen entwickelt wurden, werden in das eigene Konzept integriert, sodass vieles früher fremde, als fester, neuer Bestandteil einer Psychotherapieschule gilt. So sind viele Sichtweisen und methodisches Vorgehen, wie sie zunächst im familientherapeutischen Kontext entwickelt wurden (Z.B. systemischer Blick, kreative Techniken), fester Bestandteil der verhaltenstherapeutischen Ausbildung am IVS, ohne dass dies explizit beispielsweise im Seminartitel erwähnt wird.

Die Nähe der Verhaltenstherapie und der Systemischen Therapie am IVS wird auch dadurch deutlich, dass viele unserer Dozent:innen Abschlüsse in beiden Verfahren haben. So auch die Organisatorin der Systemisch fundierten Psychotherapie am IVS, die Psychologische Psychotherapeutin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Gerti Skoupy (Wer sie nicht kennt, kann sie in ihrem Vortrag vom 7. Oktober 2021 am 20. Jahrestag des Nürnberger Bündnisses gegen Depression  über „Die Polyvagaltheorie – Ein neuer Aspekt der Depression“ auf Youtube hören und sehen. Hier beschreibt sie komplexe Zusammenhänge alltagsnah und verbindet Fachbegriffe mit Alltagssprache auf einfache lockere Art. Dabei liefert sie eine Zusammenfassung der aktuell diskutierten theoretischen Grundlagen psychotherapeutischen Handelns.

Download: Infomappe ST_PP

Bewerbung: Einladung zum Vorstellungsgespräch

1. Systemische Therapie – Der theoretische Grundgedanke

In einer systemischen Ausbildung ist selbstredend das systemische Paradigma im Vordergrund, es ist Grundlage und Ausgangspunkt des therapeutischen Handelns. Systemische Therapie bedeutet nicht nur besondere „Techniken“ im therapeutischen Kontext anzuwenden, sondern es bedeutet eine Veränderung der grundlegenden und weitgehend linear-kausalen Wahrnehmungs- Denk- und Handlungskonzepte.

Systemisch bedeutet somit die Aufgabe einer individuellen Betrachtungsweise zugunsten einer Betrachtung der Wechselwirkungen, der Wirkung von Beziehungen zwischen Menschen untereinander und ihrer Kontexte und der Wechselwirkung der verschiedenen Anteile im innerpsychischen Geschehen. Systemische Therapie wird als Oberbegriff für verschiedene Theorien und Methoden verstanden, die die Bedeutung des Symptoms für ein System betonen.

Das Symptom wird als Lösungsversuch für das System gesehen, wird so sinnhaft konnotiert. Das lineare Denkmodell, wie es in der klassischen Verhaltenstherapie noch zentral ist, wird durch ein zirkuläres Denkmodell abgelöst. So steht bzgl. eines zu „behandelnden“ Symptoms nicht die ursächliche Erklärung im Vordergrund, also die Frage: „warum und wie ist das Symptom entstanden?“, sondern die Frage nach der Funktion und Zweckhaftigkeit eines Symptoms und des sog. „identifizierten Klienten“ (IP) im jeweiligen System. Ausrichtungen nach dem :WOZU BRAUCHT ein System einen IP, was soll darüber reguliert werden? stehen zentral im Vordergrund. Die systemische Betrachtungsweise fokussiert somit die Wirkung von Bindungen, Botschaften, Delegationen – durchaus auch transgenerational.

Da die Dynamik des Systems und seiner Mitglieder Grundlage der Entstehung von Symptomen und der Rolle des IP sind, kann jedes Systemmitglied auch zu einer Lösung beitragen, nicht nur der „identifizierte Klient“. Daher auch die Favorisierung eines Mehrpersonensettings in der systemischen Therapie – wenn nicht real, dann zumindest im inneren Prozess und Raum des Klienten.

Die Qualität des Symptoms dient somit einer Prozess- und Systemanalyse, weniger der konkreten Manualisierung des therapeutischen Handelns.

2. Aufbau der Ausbildung

Die Ausbildung gliedert sich, entsprechend der Prüfungsordnung in die Baustein

 I. Theorie

 II. Selbsterfahrung

III. Therapeutisches Handeln

IV. Praktische Ausbildung

V. Supervision

VI. Staatliche Prüfung und Approbation

Das IVS- Curriculum Systemische Therapie setzt folgende Schwerpunkte:

  • Das Erfahren „am eigenen Leib und Seele“ und damit das Begreifen auf allen Ebenen und nicht nur das Verstehen auf kognitiver Ebene sind erklärtes Ziel der Systemischen Ausbildung. Das bedeutet, dass der Aspekt der Selbst-Erfahrung durch alle Module und die gesamte Ausbildungszeit hindurch relevant ist und mitläuft und sich nicht schwerpunktmäßig auf die expliziten Module der Selbsterfahrung beschränken lässt.
  • Dies erfordert natürlich auch die persönliche Bereitschaft, sich mit sich, der eigenen Geschichte, der Geschichte des eigenen – erweiterten und mehrgenerationalen – Familiensystems bewusst und gewollt auseinanderzusetzen und Methoden und Interventionen auch auf die eigene Person bezogen anzuwenden.
  • Systemisches Denken und Arbeiten erfordert eine Erweiterung und z.T. Revision der bisherigen Wahrnehmungs- und Denkmodelle i.S eines Paradigmenwechsels.
  • Systemisches Denken und Arbeiten ist somit nicht primär eine Technik, sondern eine Haltung – und damit in einem Wechselspiel zwischen Wissen und eigener Persönlichkeitsentwicklung,
  • Um das systemische Denken und die eigenen Prozesse konsequent zu entwickeln, werden Peergruppen gebildet, die auch zwischen den Seminaren in Austausch und in praktischen Übungen miteinander arbeiten werden.

„Echte“ systemische Ausbildung geht nicht ohne begleitende Peergruppenarbeit. Lässt sich das seitens des IVS vertreten als Bestandteil?

Um diese Ausrichtung zu gewährleisten und zu ermöglichen, werden im ersten Jahr schwerpunktmäßig systemische theoretische Grundlagen erfahrungsorientiert vermittelt.

Im zweiten Jahr liegt der Schwerpunkt darin, verschiedene systemische „Schulen“ und deren Interventionen kennen zu lernen und zu erproben .

Im dritten Jahr liegt der Schwerpunkt auf störungsspezifischen Modellen und deren Behandlung in einer Kombination aus systemischen und sich damit verzahnenden verhaltenstherapeutischen Interventionen und Konzepte.

3. Inhaltlicher Aufbau

Thema

Die konkreten Inhalte werden vom jeweiligen Referenten festgelegt – der Aufbau kann sich noch ändern

Umfang UE

Einführung in systemisches Denken und in systemische Grundhaltungen

Praktische Übungen und Gruppenprozesse

Vorbereitungsaufgabe für das Blockseminar

16
Lebensflussmodell und andere, analoge und kreative Verfahren 16
Genogramm und mehrgenerationale Perspektive 16

Blockseminar: Familienrekonstruktion – Theorie und v.a. Praxis.

Anrechnungsfähige Stunden für die Selbsterfahrung

Insg. 40

25

Fallkonzeption I:
Diagnostik – Hypothesenbildung – Prozessorientieurung – Decodierung des Symptoms und Erarbeitung der Funktionalität – zirkuläres Fragen

Standardisierte Verfahren

16

Fallkonzeption II:
Auftragsklärung und systemische Methoden

16

Fallkonzeption III:
Systemische Antragsstellung

16
Grundlagen und systemisches Wissen II 16
Auftragsklärung mit vielen Auftragsgebern 16

Die therapeutische Beziehung in der systemischen Therapie und der Umgang mit schwierigen Therapiesituationen

16

Systemisches Fragen hypothesenorientiert, prozessorientiert, lösungs- und ressourcenorientiert

Reframing und Veränderung der Wirklichkeitskonzeption

 

16

2. Jahr – Systemische Schulen und ihre Methoden  

Familientherapie I:
Wachstumsorientierte Perspektive: Skulpturarbeit nach V. Satir

16
Familientherapie ohne Familie 16
Inner Familiy System  IFS nach Richard Schwartz 16
Teilearbeit – das innere Team und Herstellen innerer Handlungskompetenz 16

Arbeit in verschiedenen Settings, Mehrpersonensetting, in Gruppen

16
Lösungsfokussiertes Arbeiten nach Steve de Shazer, Insoo Kim Berg 16

Phänomenologische Perspektive und Aufstellungsarbeit –
Hellinger: Erweiterungen und Abgrenzungen

 16
Hypnosystemische Konzepte 16
Arbeit mit Geschichten, Trance und Humor 16
Berufsrecht 16
Tiefenpsychologische und analytische Ansätze 16
Schematherapeutische Konzepte im systemischen Arbeiten 16
Psychopharmakologie 16
VT- Modelle systemisch übersetzt und integriert 16
3. Jahr – Störungsspezifische Konzepte  
ICD 10 / 11 16
Essstörungen 16
Angststörungen 16
Suchterkrankungen 16
Zwangsstörungen 16
Persönlichkeitsstörungen I 16
Persönlichkeitsstörungen II – Schwerpunkt Borderline 16
Sexuelle Störungen 16
Psychotische Störungen, Schizophrenie 16
Traumatherapie: wenn das System ein Trauma erfährt und wenn ein Teil eines Systems ein Trauma erlebt 16
Somatoforme Störungen 16
Paartherapie 16
Trennung, Abschied, Tod 16
Krisen im System 16
Seminare in VT  – frei wählbar 48

„Klassische“ Familientherapie

Konzepte, Interventionen, Methoden

16
Systemische Therapie mit jungen Erwachsenen 16