Psychotherapeut – ein Beruf für Männer?

Boy’s Day 2013 am IVS

Verlauf der Veranstaltung:

Der Beruf des Psychotherapeuten zieht in Deutschland weitaus mehr Frauen als Männer an. Durchschnittlich kommen auf einen männlichen Ausbildungsteilnehmer vier Frauen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Hohe Hürden fürs Studium und lange Ausbildung, allgemeine Skepsis gegenüber dem Berufsbild, Assoziationen mit vermeintlich weiblichen Persönlichkeitsattributen wie Empathie und Zuhören können. Die Vielfalt und Vorzüge des Berufs des Psychotherapeuten sind hingegen weniger bekannt. Unter dem Motto „Wer kennt die Urenkel von Sigmund Freud“ lud das IVS männliche Jugendliche am 25. April zum Boy’s Day in die Institutsräume der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie-Ambulanz in der Nürnberger Straße in Fürth ein. Elf Schüler im Alter zwischen 13 und 16 Jahren wurden spielerisch an verschiedene Facetten des Berufs „Psychotherapeut“ herangeführt.

Nach einem allgemeinen Austausch über die Interessen und Erwartungen der Teilnehmer gab der Institutsleiter Dr. Wolfram Dorrmann eine Orientierung zu den Aufgabenbereichen und beruflichen Rahmenbedingungen. Die Teilnehmer sollten im Anschluss einen Eindruck von der „psychologischen Sicht“ auf den Menschen erhalten: So zeigte der Psychologe (B.Sc.) Sebastian Scheler ein Video-Experiment, in dem die Schüler Erfahrungen zum Phänomen der Ausblendung von objektiven Wahrnehmungsinhalten machen und Grundzüge der Durchführung psychologischer Forschung kennenlernen konnten. Anhand der Theorie der Gelernten Hilflosigkeit von Martin Seligman richtete Dr. Dorrmann den Fokus dann auf den Nutzen psychologischen Wissens für den Alltag. Gemeinsam wurden Erfahrungen mit Stress und Prüfungsangst diskutiert und wie die Erklärungen für den eigenen Erfolg und Misserfolg die Hoffnung auf Erfolg oder die Angst vor Misserfolg erzeugen. Unter Anleitung des Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten Michael Elsner experimentierten die Teilnehmer mit einem Biofeedbackgerät, um auch moderne körperbezogene Ansätze der Stressbewältigung kennenzulernen. Abschließend gaben die Psychologie-Studierenden Nick Stieglitz und Christine Kirin Einblicke in das Psychologie-Studium und trafen damit genau das Interesse der Jugendlichen.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen zog die Gruppe dann zu einem Höhepunkt des Boy’s Day: Der Besichtigung des Fußball-Stadions „Trolli-Arena“ der Spielvereinigung Greuther Fürth. Bei einer Führung über die Tribünen und die Kabinen der Profis bekamen die Jungs Insider-Infos über die Geschichte und das Innenleben des Bundesliga-Vereins. Schließlich traf die Gruppe dann in der VIP-Lounge mit dem ehemaligen Profifußballer und Sportpsychologen Martin Meichelbeck zusammen. Er gab einen Einblick in seine Arbeit als Sportpsychologe und die Herausforderungen und Freuden im Umgang mit den Fußballprofis des Vereins.

Die durchweg sehr positiven Rückmeldungen der jungen Teilnehmer lassen diesen ersten Boy’s Day am IVS als eine rundum gelungene Veranstaltung erscheinen. Sie bestätigen uns in dem Vorhaben auch beim Boy’s Day 2014 wieder eine solche Veranstaltung anzubieten. Die Schüler konnten viele persönliche Eindrücke vom Beruf des Psychotherapeuten mitnehmen, die vielleicht auch als Entscheidungshilfe für eine spätere Berufswahl dienen können…

Der jährlich stattfindende Boys‘ Day – Eine Möglichkeit, den Beruf des Psychotherapeuten mehr in die Öffentlichkeit zu bringen (Artikel im Psychotherapeutenjournal 4/2014, PDF)